Das «Engihuus» in Valendas aus dem Jahre 1517 wird von Architekt Gion A. Caminada zu einem Kleinhotel mit Dorfwirtschaft, Saal und Gasthaus ausgebaut.
Das Projekt «Engihuus» in Valendas ist ein starkes Signal gegen die Abwanderung aus dem Berggebiet. Das am Dorfplatz gelegene Gebäude aus dem Jahre 1517 wird zum Kleinhotel «Gasthaus am Brunnen» mit Dorfwirtschaft, Saal und Gasthaus ausgebaut. Die Pläne für den Um- und Neubau stammen vom Architekten Gion A. Caminada.
Die grossen Patrizierhäuser in Valendas GR sind Zeugen von wirtschaftlich besseren Zeiten. Die Männer von Valendas schlugen sich im wahrsten Sinne des Wortes als Söldner für fremde Herren durch die Weltgeschichte, sie wirkten als Politiker in fremden Ländern und genossen als Verwalter im Veltlin grosses Ansehen. Wieder zurück in der Heimat, investierten sie ihren Sold im Dorf Valendas.
Die heute 300 Einwohner von Valendas verteilen sich auf das Dorf sowie auf die vier Fraktionen Brün, Carrera, Dutjen und Turisch. Ein typisches Bergdorf mit zwanzig Bauernbetrieben, das von der Abwanderung bedroht ist.
Die Topografie macht die Sache nicht einfacher: Auf 2279 Hektaren Gesamtfläche liegt der tiefste Punkt auf 635, der höchste auf 2605 m ü. M. Erst auf den zweiten Blick zeigt sich, dass die Bevölkerung von Valendas an einer nachhaltigen Dorfentwicklung arbeitet:
Der Um- und Neubau des 500 Jahre alten «Engihuus» zum «Gasthaus am Brunnen» ist das mit Abstand grösste Zukunftsprojekt des Bergdorfes. Die Gemeinde Valendas (Anfang 2013 zur Gemeinde Safiental fusioniert) schenkte der Stiftung Valendas Impuls 2008 das am Dorfplatz gelegene «Engihuus» mit der Auflage, das historische Gebäude im Interesse der Dorfgemeinschaft zu nutzen.
Als «Gasthaus am Brunnen» soll das «Engihuus» neue Arbeitsplätze schaffen und zusammen mit dem Projekt «Fauna und Flora Valendas/Rheinschlucht» direkte Wertschöpfung generieren für Bauern, Tourismusanbieter, Produkte-Hersteller, Kulturschaffende, einheimische Zulieferer und kreative Köpfe.
Für den Um- und Ausbau des «Engihuus» wurde der Bündner Architekt und ETH-Professor Gion A. Caminada engagiert, der im künftigen «Gasthaus am Brunnen» ein Kleinhotel mit acht Betten, ein Restaurant für Einheimische und Gäste sowie einen Saal für «gute Ereignisse und Begegnungen» schaffen möchte. Um die Grundlagen für den Architekten zu schaffen, musste erst einmal die HMQ AG das «Engihuus» vermessen.
Auf den Tag genau zwei Monate nach Baubeginn sind am 10. Juli 2013 der Aushub für den Saalanbau und die Betonierung des Bodens abgeschlossen. Die Aufrichte ist für Anfang Oktober 2013 vorgesehen, im Juli 2014 soll das «Gasthaus am Brunnen» seine Türen erstmals öffnen.
«Früher waren die Gasthäuser der Raum für alle Arten von Begegnungen», erklärt Caminada. Mit grossem Engagement, das weit über den Bauauftrag hinausgeht, knüpft der Architekt mit dem «Engihuus»-Projekt einen neuen «Knotenpunkt zur Festigung der Gemeinschaft». So wird das aus dem Jahr 1517 stammende Gebäude zu einem einzigartigen Bauvorhaben für die ganze Dorfgemeinschaft.
Eine Verknüpfung gibt es auch mit der «Stiftung Ferien im Baudenkmal» des Schweizer Heimatschutzes, die das benachbarte «Türalihuus» aufwändig restauriert und dort später zwei grosszügige Ferienwohnungen anbieten wird.
«Der Um- und Neubau des Engihuus kostet 3,5 Millionen Franken», erklärt Stiftungspräsident Martin Pfisterer von der Stiftung Valendas Impuls.
Dank namhaften Spenden der Schweizer Berghilfe, der Gemeinde Erlenbach ZH, des Bodmer-Fonds, der Ernst Göhner Stiftung, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, von Kanton Graubünden, Gemeinde Safiental und Bürgergemeinde Valendas sowie von zahlreichen Privaten sind der Bau und die Grundausstattung des 3,9 Mio Franken teuren Projektes gesichert.
Für die Betriebsaufnahme werden noch rund 200'000 Franken benötigt. Dafür haben die Valendaser eine Patenschaftsaktion lanciert für 15 Innenräume und zwei Aussenplätze im «Engihuus». Als Gegenleistung für einen «Göttibatzen» von 25'000 Franken erhalten die Paten eine Direktinformation mit Architekt Caminada, eine Übernachtung im sanierten «Engihuus» oder die Nennung auf einer Sponsorentafel.
Wer bei der Aktion mitmache, betont Stiftungspräsident Martin Pfisterer, schaffe «nicht nur einen Raum für das Engihuus, sondern im übertragenen Sinn auch Raum für die Zukunft von Valendas.» Oder, wie es der ehemalige Bündner Finanzdirektor und heutige Ständerat Martin Schmid lobend formuliert: «Das Engihuus ist eine konkrete Antwort auf die Diskussionen um potenzialarme Räume».