Das Wohnhaus des Malers Cuno Amiet in Oschwand BE wird zum Begegnungsort für Kunst- und Kulturinteressierte. Gebäudeaufnahmen der HMQ AG ermöglichen die Restaurations- und Umbauarbeiten.
Das ehemalige Wohnhaus des Malers Cuno Amiet in Oschwand BE wird zu einem inspirierenden Begegnungsort für Kunst- und Kulturinteressierte. Gebäudeaufnahmen der HMQ AG bilden die Basis für die Restaurations- und Umbauarbeiten. Cuno Amiet war einer der herausragenden Schweizer Künstler der klassischen Moderne, der unter anderem von Gaugin beeinflusst wurde.
Über 60 Jahre lebte Cuno Amiet im kleinen, zur Oberaargauer Gemeinde Seeberg BE gehörenden Weiler Oschwand, wo er 1961 im Alter von 93 Jahren starb. Viele seiner Werke entstand in einem Wohnhaus in Oschwand und später im lichtdurchfluteten Atelier im benachbarten Bauernhaus.
Die Umgebung der Oschwand, aber auch der blühende Garten und die Menschen, die hier lebten, inspirierten Cuno Amiet. «Er brauchte die Oschwand für sein künstlerisches Schaffen», erklärt die Kunsthistorikerin Regula Berger, «Cuno Amiet konnte sich hier in die Abgeschiedenheit zurückziehen und malen».
Im Jahre 1898 heiratete Cuno Amiet die Wirtstochter Anna Luder. Weil das Geld für ein eigenes Haus nicht reichte, lebte das Paar zuerst im Obergeschoss der Wirtschaft «Oschwand». Amiet malte zuerst in der Wohnung und im Saal der Wirtschaft. Dann richtete er sich sein Atelier in einem kleinen ungeheizten Schopf neben dem Wirtshaus ein.
1908 baute Cuno Amiet mit dem Architekten Otto Ernst Ingold sein Wohnhaus, das der Reformarchitektur zugeordnet wird. Diese fasst unterschiedliche Strömungen zusammen, deren Ziel eine Erneuerung der Architektur darstellt.
Der verspielte Grundriss des Wohnhauses widerspiegelt das damalige Phänomen, strenge Symmetrien in der Grundrissentfaltung zu sprengen. Der Putzbau unter steilem Walmdach mit Quergiebel, Lukarnen, Fusswalm erzeugt eine spannende optische Wirkung, die durch die vielseitige Dachlandschaft unterstützt wird.
Das heute noch vollständig erhaltene Gebäude ist ein Gesamtkunstwerk in dem die Architektur des Hauses, seine konsequent gestalteten Innenräume und der dazu gehörende Ziergarten eine Einheit bilden. Der Architekt Otto Ernst Ingold und der Künstler Cuno Amiet teilten die Faszination für die Farbe, die gute Handwerkskunst und das Auge für die Details. Amiet hat sein Wohnhaus immer auch als Kunst verstanden.
1912 erfüllte sich Cuno Amiet den Traum eines lichtdurchfluteten Ateliers, kaufte das benachbarte Bauernhaus und baute das Tenn in ein grosszügiges Atelier um. Wohnhaus, Atelierhaus und Garten, eingebettet in die idyllische Landschaft, bildeten ein Ensemble mit einer besonderen Ausstrahlung, die auch heute noch spürbar ist.
Die Oschwand war über Jahrzehnte ein inspirierendes Zentrum der Kunst- und Kulturszene in der Schweiz, ja weit darüber hinaus. Jugendstil-Maler Ferdinand Hodler, Bauhaus-Mitbegründer Paul Klee und Amiets engster Freund, der Post-Impressionist Giovanni Giacometti, waren neben vielen anderen zu Gast.
Der deutsch-schweizerische-russische Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse (er hatte tatsächlich drei Pässe) übergab der Familie Amiet sogar seinen Sohn als Adoptivkind.
Freunde der Familie erinnern sich an Cuno Amiet als einen Mann mit eiserner Disziplin: Jeden Morgen um 7 Uhr begann Amiet in seinem Atelier mit der Arbeit. Punkt 18 Uhr legte er den Pinsel beiseite, genehmigte sich am Stammtisch in der Wirtschaft «Oschwand» vis-à-vis ein Glas Weisswein und diskutierte mit den Bauern über Gott und die Welt.
Seine Disziplin zeigte sich auch im Sommer 1931, als beim Brand des Münchner Glaspalastes über 3000 Kunstwerke verbrannten, darunter fünfzig Gemälde von Cuno Amiet, praktisch sein ganzes Frühwerk. Jeder andere Künstler wäre von diesem Schicksalsschlag entmutigt worden, Amiet kniete sich stattdessen doppelt in die Arbeit, um den Verlust auszugleichen.
Amiet-Urenkel Daniel Thalmann will nun den ehemaligen Wirkungsort Amiets – bestehend aus Wohnhaus, Atelierhaus und Garten – «zu einem Inspirations- und Begegnungsort machen, der nicht nur Denkmal ist, sondern ein Ort für Menschen, die sich in authentischem Umfeld zu kreativem Denken und Handeln inspirieren lassen wollen».
Die Gäste sollen sich auf der Oschwand zurückziehen, Kraft tanken und den kreativen Geist von Cuno Amiet spüren können.
Während fünf Tagen haben zwei Geomatiker der HMQ AG das Amiet-Wohnhaus bis ins letzte Detail vermessen – Grundrisse, Schnitte und Fassaden – und damit die Grundlage erstellt für den Umbau dieses Hauses in einem abgeschiedenen Weiler, in dem Schweizer Kunstgeschichte geschrieben wurde.
Referenz der HMQ AG: Jugendstilhaus von Cuno Amiet in Oschwand BE