Das historische Hotel «Alpina» in Tschiertschen wird für zehn Millionen Franken zum «The Alpina Mountain Resort» ausgebaut. Hinter dem Projekt steht ein malaysischer Investor.
Das historische Hotel «Alpina» in Tschiertschen wird für zehn Millionen Franken zum «The Alpina Mountain Resort» mit Alpen-Spa ausgebaut. Der malaysische Investor Teo A. Khing, der Zuger Kommunikationsunternehmer Peter P. Knobel und der Bündner Architekt Gian Fanzun wollen das 116 Jahre alte Traditionshaus wie Phoenix aus der Asche wiederauferstehen lassen.
Als die ersten erholungsbedürftigen Fremden 1892 nach Tschiertschen GR kamen, gab es noch keine Fahrstrasse und die «Hotellerie» bestand aus einer kleinen Pension und Gästekammern in zwei Bauernhäusern.
Seine geschützte Lage, sein günstiges Klima und seine Nähe zu Chur machten Tschiertschen aber bald als Höhenkurort bekannt. Ein eigentlicher «Tourismus-Boom» setzte ein: Bis 1917 entstanden die Pension Brüesch, das Gasthaus Central, das Kurhaus Tschiertschen, die Pension Waldhaus und die Pension Erika sowie das Hotel Jäger und das Hotel Alpina.
Die ersten Feriengäste kamen zu Fuss in drei Stunden oder mit der Pferdepost von Chur über Passugg nach Tschiertschen, denn die Strasse wurde erst 1887 bis 1894 gebaut. 1928 nahm ein achtplätziger Raupenband-Wagen den Postautoverkehr auf. Schon 1922 kamen die ersten Wintergäste und der Skiclub Tschiertschen führte das erste Joch-Rennen durch.
Mitten in der Hotelkonjunktur der Belle Époque im Alpenraum baute der Aroser Hotelpionier Michel Hold 1897 das Hotel Alpina oberhalb von Tschiertschen. Trotz der Krisen der Weltkriege und der 1930er-Jahre entwickelte sich auch der Winter-Tourismus in Tschiertschen.
1952 wurde der erste Skilift vom Dorf bis zum Waldstafel eröffnet, der später bis zum Bergrestaurant Hühnerköpfe verlängert wurde. 2001 wurden die veralteten Skiliftanlagen ersetzt. Heute zählt das Wintersportgebiet von Tschiertschen zwei Skilifte sowie zwei moderne Vierer-Sesselbahnen und einen Snowpark für Snowboarder.
Bis heute ist es Tschiertschen aber gelungen, seinen urtümlichen Charme zu bewahren. Im Bergdorf gibt es ein Hotel, zwei Pensionen, ein Café, ein Restaurant, zwei Dorfläden und zwei Sportgeschäfte. Genug für die 300 Einwohner der seit 2009 fusionierten Gemeinde Tschiertschen-Praden und auch für Gäste, welche Ruhe, ein intaktes Bergdorf und eine unverdorbene Landschaft schätzen.
Zahlreiche Ferienhäuser und Ferienwohnungen entstanden, die Zahl der Hotelbetten allerdings nahm von 300 in den 1960er-Jahren drastisch ab auf 120 Betten. Grund war die fehlende Investitionsbereitschaft der Hotel- und Pensionsbesitzer, ihre Infrastruktur den heutigen Komfortansprüchen der Gäste anzupassen.
So konnte das Hotel Alpina seit 2001 nur noch als Herberge für anspruchslose, kostenbewusste Gäste aus Holland betrieben werden. 7'000 Übernachtungen pro Jahr waren aber zuwenig, um auch nur die dringendst notwendigen Reparaturen vornehmen zu können, was im Sommer 2012 in den Konkurs führte.
An der konkursamtlichen Versteigerung des Hotel Alpina am 5. April 2013 boten die Bergbahnen Tschiertschen AG (BBT) 200'000 Franken, um das Hotel zu retten. Nicht ganz uneigennützig: Die Gäste des Hotel Alpina generieren jeden Winter sieben Prozent der Ersteintritte oder mindestens 100'000 Franken Umsatz pro Jahr.
Daraufhin kam es zum Bieterduell einer Privatperson aus Marthalen ZH mit dem Vermögensverwalter des malaysischen Investors Teo A. Khing: Nach 28 Ausrufen kam das letzte Angebot von 620'000 Franken von Teo A. Khing. Der malaysische Investor war über den Kommunikationsunternehmer Peter P. Knobel zum konkursiten Hotel Alpina gekommen.
Knobel verbringt seit zwanzig Jahren seine Freizeit in Tschiertschen und hat dort seit 2007 seinen zweiten Wohnsitz. Seit vier Jahren wirkt er in der lokalen Beherbergungskommission mit, die Tschiertschen wieder auf die touristische Landkarte Graubündens bringen soll. Ein erstes spruchreifes Projekt – das Hotel Streia mit 146 Betten in acht Gebäuden im Dorfkern – scheiterte 2011 an fehlenden Investoren und am Willen der zahlreichen Grundeigentümer, Hand zum Verkauf zu bieten.
Für das Streia-Projekt hatte Knobel wertvolle Kontakte zu potenziellen Investoren und Vermögensverwaltern geknüpft. Darunter auch zum UBS Wealth Management, das für den malaysischen Investor Teo A. Khing ein Hotelprojekt im Alpenraum suchte.
Knobel konnte den Wealth Manager und Schwager von Teo A. Khing vom Potential des Bergdorfes Tschiertschen und dem Hotel Alpina überzeugen: «Tschiertschen ist ein Juwel. Frei von Bausünden, mit einem der schönsten mittelgrossen Skigebiete und Naturschnee-Pisten für jedes Anspruchsniveau in einer intakten Landschaft».
Der 52-Jährige Teo A. Khing ist malaysischer Staatsbürger, Architekt und Inhaber der TAK Group of Companies mit Niederlassungen in Malaysia, Singapur und Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Seine 1993 gegründete TAK Group of Companies beschäftigt sich mit qualitativ hochstehender Architektur, Bauprojektmanagement, Stadtentwicklung und Landschaftsgestaltung sowie als Generalunternehmer von touristischen Grossprojekten, Hotels, Sportarenen, Kongresszentren und Geschäftshäusern sowie Regierungs- und Verwaltungsgebäuden.
Nun wird das Hotel Alpina vom Bündner Architekten Gian Fanzun der Fanzun AG komplett um- und ausgebaut. In dessen Auftrag hat die HMQ AG das Hotel vom Grundriss bis zu detaillierten Wandansichten exakt vermessen und mit einer Fotodokumentation ein Virtual Reality-Modell erstellt. Aus den Luftbildern einer Drohne errechnete die HMQ AG ein digitales Geländemodell und ein Orthofoto der Umgebung.
Die Gebäudeaufnahmen der HMQ AG dienen der Fanzun AG dipl. Architekten und Ingenieure als digitale Arbeitsgrundlage, um das anspruchsvolle Projekt in einem straffen Zeitplan anzugehen. Der Erhalt der historischen Substanz und die Verbindung mit neuen Baukörpern erfordern präzise Daten. Eine Fotodokumentation und das Virtual Reality-Modell helfen dem Investor aus Fernost, sich aktiv in die Projektarbeit einzubringen.
Mitte Juli 2013 soll das Vorprojekt abgeschlossen sein und im September 2013 wird das Bauprojekt in Tschiertschen vorgestellt. Das 116 Jahre alte Hotel wird wieder an die Belle Epoque erinnern – allerdings mit mehreren grosszügigen Gäste- und Familiensuiten, modernsten Sanitäranlagen und einem edlen Alpen-Spa-Bereich.
Modern und edel wird auch eine Lounge mit Bar, der Speisesaal erhält dagegen sein historisches Ambiente zurück. Alternativen bieten das «Jägerstübli» als gemütlicher Treffpunkt für alle und das Panoramarestaurant zum Essen in guter Gesellschaft. Als 3-Sterne-Boutique-Hotel soll das lange vernachlässigte Traditionshaus unter dem neuen Namen «The Alpina Mountain Resort» wie Phoenix aus der Asche wiederauferstehen.